Einführung in Mehrpersonenentscheidungen: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Operations-Research-Wiki
Wechseln zu: Navigation, Suche
[unmarkierte Version][gesichtete Version]
(Individualismus und Gemeinwohl)
 
(5 dazwischenliegende Versionen von einem anderen Benutzer werden nicht angezeigt)
Zeile 12: Zeile 12:
  
 
===Utilitarismus===
 
===Utilitarismus===
 +
*Ethische Urteile über Handlungen und/oder Regeln werden rein über den ''Nutzen'' legitimiert. Der Utilitarismus basiert allein auf der Grundlage der Anthropologie und ist unabhängig von religiösen, metaphysischen, naturrechtlichen und allgemein weltanschaulichen Voraussetzungen.
 +
 +
*Was wird unter Nutzen verstanden?
 +
::*pleasure, Glück bzw. Glückseligkeit (J. Bentham)
 +
::*Lust, Erkenntnis, Liebe (J. St. Mill, G. E. Moore)
 +
::*offener Nutzenbegriff der modernen Ökonomik
  
 
===Nutzenmessung als Streitpunkt===
 
===Nutzenmessung als Streitpunkt===
 +
*Annahmen:
 +
::*Welt befindet sich zu jedem Zeitpunkt t in einem Zustand s(t).
 +
::*Dieser Zustand ist ein Element der Menge S aller (irgendwann einmal) möglichen Zustände.
 +
 +
*Messbarkeiten:
 +
::*kardinale Messbarkeit (19. Jh):
 +
:::gilt U(s<sub>1</sub>) = 5  und U (s<sub>2</sub>) = 1, so stiftet s1 einen „fünf mal so hohen“ Nutzen.
 +
::*ordinale Messbarkeit (seit Beginn des 20. Jh. [Pareto]:
 +
:::Jedes Individuum besitzt lediglich eine (vollständige, transitive) Präferenzordnung R  S × S über die möglichen Zustände. (lediglich durch reellwertige Funktion repräsentiert)
  
 
===Aggregation individueller Präferenzrelationen===
 
===Aggregation individueller Präferenzrelationen===
 +
'''Beispiel'''
 +
<center>[[Bild:Aggregation individueller Präferenzrelationen.jpg|Aggregation individueller Präferenzrelationen]]</center>
 +
'''durch Nutzenaddition'''
 +
<center>[[Bild:mit Nutzenaddition.jpeg|mit Nutzenaddition]]</center>
  
 
===Interpersonelle Nutzenvergleiche===
 
===Interpersonelle Nutzenvergleiche===
 +
Im 19. Jh. wurden interpersonelle Nutzenvergleiche für möglich gehalten� (unreflektierte Nutzensummierung bei Pigou und Marshall [Produzenten- und Konsumentenrente]). Heute werden sie dagegen in der ökonomischen Theorie als wissenschaftlich unbegründbar abgelehnt.
 +
Das Hauptprobleme dabei ist die Frage, inwieweit Nutzeneinbußen einzelner von „größeren“ Nutzengewinnen anderer aufgewogen werden können.

Aktuelle Version vom 22. Mai 2013, 12:52 Uhr

Individualismus und Gemeinwohl

Es können verschiedene Arten des Individualismus unterschieden werden:

  • Methodologischer Individualismus:
Gesellschaftliche Phänomene werden hier erst bei Rückführung auf individuelle Entscheidungen erklärt.
  • Normativer methodologischer Individualismus:
Institutionen werden erst dann als "legitimiert" angesehen, wenn auf die Willensentscheidungen der bzw. aller Betroffenen rückführbar ist.(Konsensethik)
  • Ethischer Individualismus:
Hier erfährt das Individuums in Fragen der ”Moral” Vorrang vor den Forderungen und Interessen der Allgemeinheit.

Utilitarismus

  • Ethische Urteile über Handlungen und/oder Regeln werden rein über den Nutzen legitimiert. Der Utilitarismus basiert allein auf der Grundlage der Anthropologie und ist unabhängig von religiösen, metaphysischen, naturrechtlichen und allgemein weltanschaulichen Voraussetzungen.
  • Was wird unter Nutzen verstanden?
  • pleasure, Glück bzw. Glückseligkeit (J. Bentham)
  • Lust, Erkenntnis, Liebe (J. St. Mill, G. E. Moore)
  • offener Nutzenbegriff der modernen Ökonomik

Nutzenmessung als Streitpunkt

  • Annahmen:
  • Welt befindet sich zu jedem Zeitpunkt t in einem Zustand s(t).
  • Dieser Zustand ist ein Element der Menge S aller (irgendwann einmal) möglichen Zustände.
  • Messbarkeiten:
  • kardinale Messbarkeit (19. Jh):
gilt U(s1) = 5 und U (s2) = 1, so stiftet s1 einen „fünf mal so hohen“ Nutzen.
  • ordinale Messbarkeit (seit Beginn des 20. Jh. [Pareto]:
Jedes Individuum besitzt lediglich eine (vollständige, transitive) Präferenzordnung R  S × S über die möglichen Zustände. (lediglich durch reellwertige Funktion repräsentiert)

Aggregation individueller Präferenzrelationen

Beispiel

Aggregation individueller Präferenzrelationen

durch Nutzenaddition

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes: Die Miniaturansicht konnte nicht am vorgesehenen Ort gespeichert werden

Interpersonelle Nutzenvergleiche

Im 19. Jh. wurden interpersonelle Nutzenvergleiche für möglich gehalten� (unreflektierte Nutzensummierung bei Pigou und Marshall [Produzenten- und Konsumentenrente]). Heute werden sie dagegen in der ökonomischen Theorie als wissenschaftlich unbegründbar abgelehnt. Das Hauptprobleme dabei ist die Frage, inwieweit Nutzeneinbußen einzelner von „größeren“ Nutzengewinnen anderer aufgewogen werden können.