Betriebswirtschaftslehre als wissenschaftliche Disziplin: Unterschied zwischen den Versionen

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Die '''Formalwissenschaften''' setzen sich dagegen mit formalen Objekten auseinander, die ''innerhalb wissenschaftlicher Sprachsysteme'' ‑ wie z.B. in logisch‑mathematischen Kalkülen ‑ definiert sind.
 
Die '''Formalwissenschaften''' setzen sich dagegen mit formalen Objekten auseinander, die ''innerhalb wissenschaftlicher Sprachsysteme'' ‑ wie z.B. in logisch‑mathematischen Kalkülen ‑ definiert sind.
 
Die '''Strukturwissenschaften''' erforschen allgemeine Strukturen, die sich sowohl bei ''realen'' als auch bei ''formalen'' Objekten manifestieren können.
 
Die '''Strukturwissenschaften''' erforschen allgemeine Strukturen, die sich sowohl bei ''realen'' als auch bei ''formalen'' Objekten manifestieren können.
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Eine weitere Aufspaltung der Realwissenschaften erweist sich allerdings als problematisch. Die Ausdifferenzierung in Geistes‑ und Naturwissenschaften genießt zwar eine lange Tradition�("zwei wissenschaftliche Kulturen"). Diese Unterscheidung ist jedoch unfruchtbar und irreführend, denn die ��Unterstellung der Verwendung grundverschiedener Erkenntnismethoden in Geistes‑ und Naturwissenschaften ist falsch.
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Die BWL kann primär den Realwissenschaften zugeordnet werden. Dafür spricht zum einen, dass die BWL wirtschaftliche Handlungen in Betrieben untersucht. Zum anderen besitzen Handlungen wie auch Betriebe eine reale Qualität.  
 
Die BWL kann primär den Realwissenschaften zugeordnet werden. Dafür spricht zum einen, dass die BWL wirtschaftliche Handlungen in Betrieben untersucht. Zum anderen besitzen Handlungen wie auch Betriebe eine reale Qualität.  
  
 
Aber auch die Formal‑ und Strukturwissenschaften spielen für betriebswirtschaftliche Untersuchungen eine bedeutende Rolle und bereichern die Betriebswirtschaftslehre durch eine Fülle von theoretischen und methodischen Konzepten. Aus den Strukturwissenschaften z.B. System‑ und problemtheoretische Konzepte für die Strukturierung von komplexen betriebswirtschaftlichen Sachverhalten und aus den Formalwissenschaften stammt dagegen u.a. die Methode der deduktiven Schlussfolgerungen.
 
Aber auch die Formal‑ und Strukturwissenschaften spielen für betriebswirtschaftliche Untersuchungen eine bedeutende Rolle und bereichern die Betriebswirtschaftslehre durch eine Fülle von theoretischen und methodischen Konzepten. Aus den Strukturwissenschaften z.B. System‑ und problemtheoretische Konzepte für die Strukturierung von komplexen betriebswirtschaftlichen Sachverhalten und aus den Formalwissenschaften stammt dagegen u.a. die Methode der deduktiven Schlussfolgerungen.

Version vom 30. November 2009, 12:49 Uhr

(Zelewski in Corsten/Reiß, 2008)

Einen ersten, groben Einblick in das Selbstverständnis der Betriebswirtschaftslehre vermittelt ihre Positionierung innerhalb einer Systematik wissenschaftlicher Disziplinen. Allerdings gibt es keine allgemeinverbindliche Wissenschaftssystematik. Die folgende Abbildung biete daher nur eine Positionierungshilfe (Zelewski in Corsten/Reiß, 2008).


Wissenschaftssystematische Einordnung der Betriebswirtschaftslehre:

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Die BWL wird zu den Objektwissenschaften gezählt. D.h. das Untersuchungsobjekt selbst gehört nicht zum Bereich der Wissenschaften. Die Objektwissenschaften wiederum kann man wie folgt unterteilen:

  1. Realwissenschaften
  2. Formalwissenschaften
  3. Strukturwissenschaften

Die Realwissenschaften untersuchen reale Objekte, die außerhalb wissenschaftlicher Sprachsysteme existieren. Die Formalwissenschaften setzen sich dagegen mit formalen Objekten auseinander, die innerhalb wissenschaftlicher Sprachsysteme ‑ wie z.B. in logisch‑mathematischen Kalkülen ‑ definiert sind. Die Strukturwissenschaften erforschen allgemeine Strukturen, die sich sowohl bei realen als auch bei formalen Objekten manifestieren können.

Eine weitere Aufspaltung der Realwissenschaften erweist sich allerdings als problematisch. Die Ausdifferenzierung in Geistes‑ und Naturwissenschaften genießt zwar eine lange Tradition�("zwei wissenschaftliche Kulturen"). Diese Unterscheidung ist jedoch unfruchtbar und irreführend, denn die ��Unterstellung der Verwendung grundverschiedener Erkenntnismethoden in Geistes‑ und Naturwissenschaften ist falsch.


Die BWL kann primär den Realwissenschaften zugeordnet werden. Dafür spricht zum einen, dass die BWL wirtschaftliche Handlungen in Betrieben untersucht. Zum anderen besitzen Handlungen wie auch Betriebe eine reale Qualität.

Aber auch die Formal‑ und Strukturwissenschaften spielen für betriebswirtschaftliche Untersuchungen eine bedeutende Rolle und bereichern die Betriebswirtschaftslehre durch eine Fülle von theoretischen und methodischen Konzepten. Aus den Strukturwissenschaften z.B. System‑ und problemtheoretische Konzepte für die Strukturierung von komplexen betriebswirtschaftlichen Sachverhalten und aus den Formalwissenschaften stammt dagegen u.a. die Methode der deduktiven Schlussfolgerungen.