Erfahrungsobjekte der Betriebswirtschaftslehre: Unterschied zwischen den Versionen

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===Betriebe als generelle Erfahrungsobjekte===
 
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Frage:
  
 
An welchen realweltlichen Objekten werden die wirtschaftlichen Handlungen vollzogen?
 
An welchen realweltlichen Objekten werden die wirtschaftlichen Handlungen vollzogen?
  
Erfahrungsobjekte wirtschaftlicher Handlungen:
 
kollektive wirtschaftliche Handlungen ganzer Staatsgebilde auf dem globalen Weltmarkt? (Volkswirtschaftslehre)
 
wirtschaftlichen Handlungen einzelner politischer Akteure in Parteien oder Parlamenten? (Politische Ökonomie)
 
  
BWL fokussiert auf Betriebe als reale Erfahrungsobjekte:
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Was sind Erfahrungsobjekte wirtschaftlicher Handlungen? Kollektive wirtschaftliche Handlungen ganzer Staatsgebilde auf dem globalen Weltmarkt (Volkswirtschaftslehre) oder aber wirtschaftlichen Handlungen einzelner politischer Akteure in Parteien oder Parlamenten (Politische Ökonomie)?
Betrieb stellt die kleinste Einheit dar, in der sich durch Zusammenfassung von Menschen und Sachen wirtschaftliche Handlungen vollziehen lassen.
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Betriebswirtschaftslehre ist Einzelwirtschaftslehre
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Die BWL fokussiert auf '''Betriebe''' als reale Erfahrungsobjekte:
Fokussierung auf einzelne Betriebe
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Abhängigkeiten zwischen mehreren Betrieben finden nur in dem Ausmaß Beachtung, wie sie sich auf das Wirtschaften innerhalb eines einzelnen Betriebs auszuwirken vermögen (z.B. über Preisreaktionen).
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Volkswirtschaftslehre befasst sich mit Aggregaten, die jeweils aus mehreren Betrieben bestehen.
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Ein Betrieb stellt die kleinste Einheit dar, in der sich durch Zusammenfassung von Menschen und Sachen wirtschaftliche Handlungen vollziehen lassen.
Perspektive: gesamtwirtschaftliche Effekte des Zusammenwirkens mehrerer Betriebe, meist räumlich, unter Umständen auch branchenbezogen abgegrenzte Gebiete
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(z.B. Wirtschaftsregion oder Staat).
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===Betriebe versus Unternehmungen===
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Die '''Betriebswirtschaftslehre''' ist eine '''Einzelwirtschaftslehre'''. Sie fokussiert auf einzelne Betriebe. Abhängigkeiten zwischen mehreren Betrieben finden nur in dem Ausmaß Beachtung, wie sie sich auf das Wirtschaften innerhalb eines einzelnen Betriebs auszuwirken vermögen (z.B. über Preisreaktionen).
  
aus handlungsorientierter Sicht werden Betriebe als charakteristische Erfahrungsobjekte der Betriebswirtschaftslehre ausgewiesen
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Die '''Volkswirtschaftslehre''' befasst sich mit '''Aggregaten''', die jeweils aus mehreren Betrieben bestehen. Die Perspektive umfasst die gesamtwirtschaftlichen Effekte des Zusammenwirkens mehrerer Betriebe;  meist räumlich, unter Umständen auch in branchenbezogen abgegrenzten Gebieten (z.B. Wirtschaftsregion oder Staat).
  
in welcher Beziehung stehen Betriebe und Unternehmungen zueinander?
 
  
häufig als synonyme Bezeichnungen für denselben Begriffsinhalt verwendet. (z.B. "Betriebskrankenkassen" oder "Beratungsunternehmungen").
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===Betriebe versus Unternehmungen===
  
'''erster Ansatz:'''
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Aus handlungsorientierter Sicht werden Betriebe als charakteristische Erfahrungsobjekte der Betriebswirtschaftslehre ausgewiesen. Es stellt sich die Frage, in welcher Beziehung Betriebe und Unternehmungen zueinander stehen. Häufig werden diese beiden Begriffe als synonyme Bezeichnungen für denselben Begriffsinhalt verwendet (z.B. "Betriebskrankenkassen" oder "Beratungsunternehmungen").
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Betriebe, die vorwiegend darauf abzielen, fremden Güterbedarf zu befriedigen (derivative Betriebe)
 
Betriebe, die vorwiegend darauf abzielen, fremden Güterbedarf zu befriedigen (derivative Betriebe)
  
  
 
originäre Betriebe oder Haushalte:
 
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Spezialisierung auf Deckung von Eigenbedarf  
 
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keine vollkommen trennscharfe Differenzierung:
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Unternehmungen können Eigenbedarf ihrer Mitglieder decken (z.B. Personaleinkauf in Warenhäusern)
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Bei diesem Ansatz gibt es keine vollkommen trennscharfe Differenzierung:
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Haushalte können in größerem Umfang den Fremdbedarf Außenstehender befriedigen.
 
Haushalte können in größerem Umfang den Fremdbedarf Außenstehender befriedigen.
  
'''zweiter Ansatz (Gutenberg):'''
 
  
drei systemindifferente Tatbestände, die von jedem Betrieb erfüllt werden müssen:
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'''Zweiter Ansatz (Gutenberg):'''
Faktorsystem
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Prinzip der Wirtschaftlichkeit
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Es gibt drei systemindifferente Tatbestände, die von jedem Betrieb erfüllt werden müssen:
Prinzip des finanziellen Gleichgewichts
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* Faktorsystem
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* Prinzip der Wirtschaftlichkeit
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* Prinzip des finanziellen Gleichgewichts
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drei zusätzliche notwendige Bedingungen für Unternehmen (in Marktwirtschaften)
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Außerdem gibt es drei zusätzliche notwendige Bedingungen für Unternehmen (in Marktwirtschaften):
erwerbswirtschaftliches Prinzip (Gewinnmaximierung)
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* erwerbswirtschaftliches Prinzip (Gewinnmaximierung)
äußere Autonomie
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* äußere Autonomie
innere Autonomie
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* innere Autonomie
  
  
'''dritter Ansatz:'''
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'''Dritter Ansatz:'''
  
Unternehmung:�rechtliche, organisatorische und finanzielle Perspektive
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Unternehmung werden aus einer rechtlichen, organisatorischen und finanziellen Perspektive heraus betrachtet. Sie stellen eine ökonomische Rahmeneinheit und ein kulturelles "Artefakt" dar.
ökonomische Rahmeneinheit
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kulturelles "Artefakt"
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Betrieb:�technische Perspektive
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Betrieb hingegen werden aus einer technischen Perspektiven heraus betrachtet. Es handelt sich dabei um ein realweltliches Konkretum.
realweltliches Konkretum
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Aktuelle Version vom 30. November 2009, 17:58 Uhr

Betriebe als generelle Erfahrungsobjekte

Frage:

An welchen realweltlichen Objekten werden die wirtschaftlichen Handlungen vollzogen?


Was sind Erfahrungsobjekte wirtschaftlicher Handlungen? Kollektive wirtschaftliche Handlungen ganzer Staatsgebilde auf dem globalen Weltmarkt (Volkswirtschaftslehre) oder aber wirtschaftlichen Handlungen einzelner politischer Akteure in Parteien oder Parlamenten (Politische Ökonomie)?


Die BWL fokussiert auf Betriebe als reale Erfahrungsobjekte:

Ein Betrieb stellt die kleinste Einheit dar, in der sich durch Zusammenfassung von Menschen und Sachen wirtschaftliche Handlungen vollziehen lassen.


Die Betriebswirtschaftslehre ist eine Einzelwirtschaftslehre. Sie fokussiert auf einzelne Betriebe. Abhängigkeiten zwischen mehreren Betrieben finden nur in dem Ausmaß Beachtung, wie sie sich auf das Wirtschaften innerhalb eines einzelnen Betriebs auszuwirken vermögen (z.B. über Preisreaktionen).

Die Volkswirtschaftslehre befasst sich mit Aggregaten, die jeweils aus mehreren Betrieben bestehen. Die Perspektive umfasst die gesamtwirtschaftlichen Effekte des Zusammenwirkens mehrerer Betriebe; meist räumlich, unter Umständen auch in branchenbezogen abgegrenzten Gebieten (z.B. Wirtschaftsregion oder Staat).


Betriebe versus Unternehmungen

Aus handlungsorientierter Sicht werden Betriebe als charakteristische Erfahrungsobjekte der Betriebswirtschaftslehre ausgewiesen. Es stellt sich die Frage, in welcher Beziehung Betriebe und Unternehmungen zueinander stehen. Häufig werden diese beiden Begriffe als synonyme Bezeichnungen für denselben Begriffsinhalt verwendet (z.B. "Betriebskrankenkassen" oder "Beratungsunternehmungen").


Erster Ansatz:

Unternehmungen:

Betriebe, die vorwiegend darauf abzielen, fremden Güterbedarf zu befriedigen (derivative Betriebe)


originäre Betriebe oder Haushalte:

Spezialisierung auf Deckung von Eigenbedarf


Bei diesem Ansatz gibt es keine vollkommen trennscharfe Differenzierung:

Unternehmungen können den Eigenbedarf ihrer Mitglieder decken (z.B. Personaleinkauf in Warenhäusern) Haushalte können in größerem Umfang den Fremdbedarf Außenstehender befriedigen.


Zweiter Ansatz (Gutenberg):

Es gibt drei systemindifferente Tatbestände, die von jedem Betrieb erfüllt werden müssen:

  • Faktorsystem
  • Prinzip der Wirtschaftlichkeit
  • Prinzip des finanziellen Gleichgewichts


Außerdem gibt es drei zusätzliche notwendige Bedingungen für Unternehmen (in Marktwirtschaften):

  • erwerbswirtschaftliches Prinzip (Gewinnmaximierung)
  • äußere Autonomie
  • innere Autonomie


Dritter Ansatz:

Unternehmung werden aus einer rechtlichen, organisatorischen und finanziellen Perspektive heraus betrachtet. Sie stellen eine ökonomische Rahmeneinheit und ein kulturelles "Artefakt" dar.

Betrieb hingegen werden aus einer technischen Perspektiven heraus betrachtet. Es handelt sich dabei um ein realweltliches Konkretum.