Systemische Perspektive

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In der systemischen Perspektive werden Betriebe als "produktive soziale Systeme" angesehen. Die Untersuchungskomplexität wird durch "zweckmäßige" Gliederung des Betriebsganzen reduziert. Neben der Befriedigung materieller Bedürfnisse sind sie auch Orte, in denen soziale Bedürfnisse befriedigt werden (Betriebe als "gesellschaftliche Veranstaltungen"). Der Fokus liegt nicht auf einer einzelwirtschaftlichen Perspektive, sondern auf vielfältigen Interdependenzen zwischen dem System "Betrieb" und seinem Umsystem.


Der allgemeiner Systembegriff ist recht abstrakt. Er hat eine große Anwendungsbreite und ist meist inhaltsarm. Allerdings umfasst er einige eigenständige systemtheoretische Gesetze (vgl. Kybernetik), die aber oft auf rigiden Randbedingungen beruhen. Er spricht „naturanaloge“ Gestaltungsempfehlungen bzw. Managementregeln (z.B. Selbstorganisation [= Autopoiese] komplexer Systeme) aus.


Das Zielsystem

Das allgemeine Sachziel eines Betriebs erstreckt sich auf die Bereitstellung von Gütern, die zum Zwecke der eigenen oder fremden Bedürfnisbefriedigung bereitgestellt werden sollen.

Daraus folgen spezielle Sachziele. Zum einen sollten Sie sich in grober Annäherung bei der Eintragung einer Unternehmung ins Handelsregister als Unternehmungszweck niederschlagen. Zum anderen sollen sie der Arten und Mengen aller Güter, die in einem bestimmten Zeitraum bereitzustellen sind, festlegen.

Das Sachzielsystem ist in der Regel als ein hierarchisches System darstellbar, an dessen Spitze Güter der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung zu finden sind. Güter, die nur mittelbar zur Bedürfnisbefriedigung beitragen, folgen auf tieferen Hierarchieebenen (meist sind sie über Stücklisten aus Gütern an der Systemspitze ableitbar).

Formalziele geben dagegen die Art an, in der die Sachziele eines Betriebs verwirklicht werden sollen. Die Determinanten der Formalzielformulierung sind der Formalzielinhalt und die Formalzielvorschrift.


Formalziele

Zwei weitere Bestimmungsgrößen für Formalziele erstrecken sich auf den zeitlichen und auf den sachlichen Geltungsbereich eines Formalziels. Der zeitliche Geltungsbereich spezifiziert, in welchem Zeitraum ein Formalziel realisiert werden soll (ggf. auch zeitliche Präferenzen und Risikopräferenzen). Der sachliche Geltungsbereich legt Handlungsfeld fest, innerhalb dessen ein Formalziel angestrebt wird (z.B: Unternehmensziele vs. Profit-Center-Ziele). Die Struktur des Formalzielsystems ist im Allgemeinen wesentlich komplexer als die hierarchische Struktur des Sachzielsystems wegen der Vielfalt von Zielbeziehungen.


Zielbeziehungen

Die Zielbeziehungen, die hier betrachtet werden sind Zielharmonie, Zielindifferenz und Zielkonkurrenz. Bei der Zielharmonie (auch als Zielkomplementarität oder Zielkompatibilität bezeichnet) beeinflussen die Beiträge zur Erreichung des einen Formalziels die Verwirklichung des anderen Formalziels positiv. Falls dieser Einfluss nur in einer Richtung Wirkt, spricht man von einer Mittel/Zweck‑Beziehung. In der Zielindifferenz (oder auch Zielneutralität)sind die Formalziele unabhängig voneinander verfolgbar. Die Beiträge zur Erreichung des einen Formalziels beeinflussen die Verwirklichung des anderen Formalziels weder positiv noch negativ. Die Zielkonkurrenz (auch Zielkonflikt genannt) ist die methodisch interessanteste und auch praktisch häufigste Art der Beziehung zwischen Formalzielen. Hier beeinflussen die Beiträge zur Erreichung des einen Formalziels die Verwirklichung des anderen Formalziels negativ. Wenn als Extremfall die Verwirklichung des anderen Formalziels sogar verhindert wird, spricht man von Zielantinomie.


Das Transformationssystem

In der Definition betriebswirtschaftlicher Untersuchungsobjekte ist das Transformationssystem bereits implizit enthalten, da „knappe Mittel“ meist nicht direkt zur Bedürfnisbefriedigung geeignet sind. Transformationsprozesse werden häufig als Produktionsprozesse bezeichnet. Hier ist dieser BEgriff aber nicht auf industrielle Prozesse beschränkt, sondern umfasst z.B. auch die "Produktion von Sicherheit" im Großbetrieb der Bundeswehr sowie die "Produktion einer Mahlzeit" im Kleinstbetrieb eines privaten Haushalts und auch informationsverarbeitende Prozesse.


Transformationsprozesse beruhen auf dem Input/Output‑Ansatz. Der Prozessinput wird anhand der Einsatzgüter oder Produktionsfaktoren ebenso detailliert erfasst wie der Prozessoutput anhand der Ausbringungsgüter oder Produkte. Der Prozessthroughput, die eigentliche Prozessausführung, bleibt weitgehend im Dunkeln („Black-Box“-Ansatz).

Das Betriebswirtschaftliche Gestaltungsinteresse verlangt aber nach detaillierteren Erkenntnissen über die planende Vorbereitung und tatsächliche Ausführung von Transformationsprozessen. Im Gegensatz dazu steht das Faktorkombinative Paradigma der Betriebswirtschaftslehre, das maßgeblich durch die Arbeiten von GUTENBERG geprägt wurde (Das WIE der Kombination steht im Vordergrund).


Der Input/Output‑Ansatz und faktorkombinatives Paradigma widersprechen sich aber nicht, sondern ergänzen einander. Das spigelt sich im weit gefassten Produktionsbegriff von ELLINGER und HAUPT wider. Hier wird Produktion definiert als die Kombination von vorhandenen Gütern (den Produktionsfaktoren) und deren Transformation zu neuen Gütern (den Produkten). Der Produkte sind Güter, die Ergebnisse von Produktionsprozessen darstellen und in der Absicht erstellt wurden, zur Befriedigung eigener oder fremder Bedürfnisse beizutragen. Die Produktionsfaktoren sind Güter, die durch ihre technischen Eigenschaften die Abläufe oder die Ergebnisse von Produktionsprozessen der Art oder dem Umfang nach beeinflussen.

Die volkswirtschaftliche Faktorsystematik umfasst Arbeit, Grund und Boden (oder Natur) sowie (Sach‑)Kapital. Diese Systematik wird allerdings den betriebswirtschaftlichen Gestaltungsbedürfnissen nicht gerecht. Die betriebswirtschaftliche Faktorsystematiken fußen auf System der Produktionsfaktoren von GUTENBERG. Hier wird zwischen einem dispositiven Faktor und mehreren Elementarfaktoren unterschieden.

Der dispositive Faktor umfasst alle menschlichen Arbeitsleistungen der Gestaltung von Transformationsprozessen, mit denen die Elementarfaktoren kombiniert werden. Dies sind die gedankliche Vorwegnahme oder Planung der Prozessausführung, die Gesamtheit aller generellen Regelungen (Organisation), die Überwachung oder Kontrolle der Prozessausführung, sowie ein (gegen)steuerndes Eingreifen. Es gibt nun zwei Arten eines dispositiven Faktors, den originären und den derivativen dispositiven Faktor. Der originäre dispositive Faktor ist ein nicht vollständig auf rationale Handlungsschemata zurückführbarer Teil der Gestaltung (irreduzibel irrationale Komponente betrieblichen Handelns)der Geschäfts‑ und Betriebsleitung vorbehalten („unternehmerische Intuition“). Im Gegensatz dazu umfassen derivative dispositive Faktoren alle rationalen Gestaltungshandlungen und können an andere Betriebsmitglieder delegiert werden (z.B. Planung, Organisation, Kontrolle, Informationsmanagement(?) (vgl. BUSSE VON COLBE/LASSMANN 1991)).

Elementarfaktoren sind alle Produktionsfaktoren, die an der unmittelbaren Ausführung von Transformationsprozessen teilnehmen. Die objektbezogene menschliche Arbeitsleistung führt Handlungen an den "Objekten" der betrieblichen Leistungserstellung und ‑verwertung aus, die Betriebsmittel sind die Gesamtheit aller Einrichtungen und Anlagen, die für die Erstellung oder Verwertung betrieblicher Leistungen erforderlich sind, aber nicht selbst in jene Leistungen eingehen (Maschinen und Gebäude, Werkzeuge, Grund und Boden) und die Werkstoffe umfassen Rohstoffe sowie Halb‑ oder Fertigerzeugnisse, die als Ausgangsstoffe für die Herstellung von betrieblichen Leistungen dienen.

Das Umsystem

Jeder Betrieb stellt ein offenes System dar. Über seine Schnittstellen steht er in vielfältigen Beziehungen mit seiner wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und natürlichen Umwelt. Eine Beeinflussung der Aktionen des Umsystems ist oft nicht durch eine direkte Planung (z.B. Verhandlungen) möglich, sondern nur durch eine indirekte Reaktion.


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