Grundlagen der prozessorientierten Organisationsgestaltung: Unterschied zwischen den Versionen

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(Scheer, 1997)

Version vom 14. Januar 2010, 16:07 Uhr

In der Vergangenheit wurde sich im Rahmen der Organisationsgestaltung das Ziel gesetzt, einzelne Funktionsbereiche lokal zu optimieren, um eine effiziente Ausführung der Einzelfunktionen zu gewährleisten. Hierbei konnte eine signifikante Produktivitäts- und Effektivitätssteigerung durch den Einsatz von I&K-Technologien (Informations- und Kommunikationstechnologien) erreicht werden. Beispiele für erfolgreiche I&K-Technologien, die organisatorische Fortschritte ermöglichen, sind integrierte Standardsoftware, Call-Center, Internet und Intranet. Aber auch neue organisatorische Konzept, wie z.B. das Outsourcing ausgewählter Funktionsbereiche, können einen signifikanten Beitrag zur Effektivitätssteigerung einer Unternehmung leisten.

Dabei wurde bisher oft die funktionsübergreifende Prozessorientierung vernachlässigt, wodurch der Abstimmungs- und Koordinationsaufwand zwischen den einzelnen Unternehmensbereichen anstieg. Dieses strukturelle Problem lässt sich nicht durch I&K-Technologie beseitigen; lediglich die Symptome werden gemildert.

Prozessorientierte Organisationsgestaltung

Bei der prozessorientierten Organisationsgestaltung steht die Ablauforganisation einer Organisation im Mittelpunkt, d.h. die Durchführung von Aufgaben sowie die Koordination der zeitlichen und räumlichen Aspekte der Aufgabendurchführung. Aktivitäten repräsentieren hierbei die elementaren Bestandteile eines (Arbeits-) Prozesses. Eine Aktivität bzw. eine Funktion ist ein Arbeitsschritt, der zur Erbringung einer Leistung durchgeführt werden muss. Ein Prozess ist die inhaltlich abgeschlossene, zeitlich-sachlogische Folge von Aktivitäten, die zur Bearbeitung eines prozessprägenden, betriebswirtschaftlich relevanten Objekts (z.B. Rechnung, Auftrag, Werkstück) erforderlich ist. (Beispiele für betriebliche Prozesse)

Demgegenüber ist ein Geschäftsprozess ein spezieller Prozess, der zur direkten Umsetzung oder indirekten Unterstützung der Unternehmensziele dient und in der Regel durch das zentrale Geschäftsfeld geprägt wird.

Referenzmodelle

Um bestimmte betriebswirtschaftliche Abläufe, die in unterschiedlichen Unternehmen in ähnlicher Form auftreten, darzustellen, verwendet man Referenzmodelle. Unter einem Referenzmodell versteht man konkrete, aber vom Unternehmenseinzelfall abstrahierte Modelle zur Darstellung von technischen oder betriebswirtschaftlichen Fachinhalten bezüglich der Strukturen und Abläufe. Referenzmodelle spiegeln nicht die Gegebenheiten eines spezifischen Objekts (Unternehmung) wider, sondern gelten für eine Klasse von Objekten. Sie besitzen also einen höheren Abstraktionsgrad als (unternehmens-) spezifische Modelle. Häufig beinhalten sie eine größere Anzahl von Teilmodell-Alternativen, die unterschiedliche (Unternehmens-) Szenarios wiedergeben können.

Referenzmodelle können auf einer technischen Ebene angesiedelt sein, wie z.B. das ISO-OSI-Schichtenmodell (ISOReferenzmodell), oder einen betriebswirtschaftlichen Domänenbezug aufweisen, wie z.B. das Referenzmodell für Industriebetriebe von Scheer.

Ein Referenzmodell entsteht entweder:

  • induktiv durch die Konsolidierung von Know-how aus vorhandenen Modellen, Anwendungssystemdokumentationen, Fachkonzepten, Expertenbefragungen usw. oder
  • deduktiv, indem es aus theoretischen Erkenntnissen in der Argumentationskette Ziele-Aufgaben-Maßnahmen-Informationen abgeleitet wird.

Vorteile von Referenzmodellen

Referenzmodelle bieten den Vorteil, dass sich das in ihnen abgebildete Wissen über "best practice" oder "common practice" einer Domäne leicht auf unternehmensspezifische Modelle übertragen lässt. Somit kann die modellierungstechnische Qualität eines unternehmensspezifischen Informationsmodells erhöht werden. Zudem wird der Prozess der Modellerstellung vereinfacht und beschleunigt.

Anforderungen an Referenzmodelle

Um die oben genannten Vorteile auch tatsächlich bieten zu können, sollten Referenzmodelle verständlich sein, damit die Referenzmodellnutzer die abgebildeten Sachverhalte leicht erfassen können und als Hilfsmittel für die Erstellung eigener Modelle akzeptieren. Des Weiteren sollten diese Modelle eine hohe Flexibilität aufweisen, um bei der Ableitung spezifischer Modelle an unternehmensindividuelle Besonderheiten angepasst werden zu können. Es ist also wichtig, dass Referenzmodelle eine hinreichende Allgemeingültigkeit bieten und somit für eine Klasse von Anwendungssituationen einsetzbar sind.

Arten von Referenzmodellen

Es lassen sich 3 Arten von Referenzmodellen unterscheiden (wobei im Folgenden insbesondere auf erstere näher eingegangen wird):

(Scheer, 1997)