Systemische Perspektive: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 2. Dezember 2009, 12:57 Uhr
In der systemischen Perspektive werden Betriebe als "produktive soziale Systeme" angesehen. Die Untersuchungskomplexität wird durch "zweckmäßige" Gliederung des Betriebsganzen reduziert. Neben der Befriedigung materieller Bedürfnisse sind sie auch Orte, in denen soziale Bedürfnisse befriedigt werden (Betriebe als "gesellschaftliche Veranstaltungen"). Der Fokus liegt nicht auf einer einzelwirtschaftlichen Perspektive, sondern auf vielfältigen Interdependenzen zwischen dem System "Betrieb" und seinem Umsystem.
Der allgemeiner Systembegriff ist recht abstrakt. Er hat eine große Anwendungsbreite und ist meist inhaltsarm. Allerdings umfasst er einige eigenständige systemtheoretische Gesetze (vgl. Kybernetik), die aber oft auf rigiden Randbedingungen beruhen. Er spricht „naturanaloge“ Gestaltungsempfehlungen bzw. Managementregeln (z.B. Selbstorganisation [= Autopoiese] komplexer Systeme) aus.
Das Zielsystem
Das allgemeine Sachziel eines Betriebs erstreckt sich auf die Bereitstellung von Gütern, die zum Zwecke der eigenen oder fremden Bedürfnisbefriedigung bereitgestellt werden sollen.
Daraus folgen spezielle Sachziele. Zum einen sollten Sie sich in grober Annäherung bei der Eintragung einer Unternehmung ins Handelsregister als Unternehmungszweck niederschlagen. Zum anderen sollen sie der Arten und Mengen aller Güter, die in einem bestimmten Zeitraum bereitzustellen sind, festlegen.
Das Sachzielsystem ist in der Regel als ein hierarchisches System darstellbar, an dessen Spitze Güter der unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung zu finden sind. Güter, die nur mittelbar zur Bedürfnisbefriedigung beitragen, folgen auf tieferen Hierarchieebenen (meist sind sie über Stücklisten aus Gütern an der Systemspitze ableitbar).
Formalziele geben dagegen die Art an, in der die Sachziele eines Betriebs verwirklicht werden sollen. Die Determinanten der Formalzielformulierung sind der Formalzielinhalt und die Formalzielvorschrift.
Formalziele
Zwei weitere Bestimmungsgrößen für Formalziele erstrecken sich auf den zeitlichen und auf den sachlichen Geltungsbereich eines Formalziels. Der zeitliche Geltungsbereich spezifiziert, in welchem Zeitraum ein Formalziel realisiert werden soll (ggf. auch zeitliche Präferenzen und Risikopräferenzen). Der sachliche Geltungsbereich legt Handlungsfeld fest, innerhalb dessen ein Formalziel angestrebt wird (z.B: Unternehmensziele vs. Profit-Center-Ziele). Die Struktur des Formalzielsystems ist im Allgemeinen wesentlich komplexer als die hierarchische Struktur des Sachzielsystems wegen der Vielfalt von Zielbeziehungen.
Zielbeziehungen
Die Zielbeziehungen, die hier betrachtet werden sind Zielharmonie, Zielindifferenz und Zielkonkurrenz. Bei der Zielharmonie (auch als Zielkomplementarität oder Zielkompatibilität bezeichnet) beeinflussen die Beiträge zur Erreichung des einen Formalziels die Verwirklichung des anderen Formalziels positiv. Falls dieser Einfluss nur in einer Richtung Wirkt, spricht man von einer Mittel/Zweck‑Beziehung. In der Zielindifferenz (oder auch Zielneutralität)sind die Formalziele unabhängig voneinander verfolgbar. Die Beiträge zur Erreichung des einen Formalziels beeinflussen die Verwirklichung des anderen Formalziels weder positiv noch negativ. Die Zielkonkurrenz (auch Zielkonflikt genannt) ist die methodisch interessanteste und auch praktisch häufigste Art der Beziehung zwischen Formalzielen. Hier beeinflussen die Beiträge zur Erreichung des einen Formalziels die Verwirklichung des anderen Formalziels negativ. Wenn als Extremfall die Verwirklichung des anderen Formalziels sogar verhindert wird, spricht man von Zielantinomie.
Das Transformationssystem
in der Definition betriebswirtschaftlicher Untersuchungsobjekte bereits implizit enthalten, da „knappe Mittel“ meist nicht direkt zur Bedürfnisbefriedigung geeignet.
Transformationsprozesse häufig als Produktionsprozesse bezeichnet.
Hier aber nicht auf industrielle Prozesse beschränkt, sondern z.B. auch: "Produktion von Sicherheit" im Großbetrieb der Bundeswehr "Produktion einer Mahlzeit" im Kleinstbetrieb eines privaten Haushalts informationsverarbeitende Prozesse
Transformationsprozesse beruhen auf dem Input/Output‑Ansatz
Prozessinput wird anhand der Einsatzgüter oder Produktions-faktoren ebenso detailliert erfasst wie der
Prozessoutput anhand der Ausbringungsgüter oder Produkte.
Prozessthroughput, die eigentliche Prozessausführung, bleibt weitgehend im Dunkeln („Black-Box“-Ansatz).
Betriebswirtschaftliches Gestaltungsinteresse verlangt aber nach detaillierteren Erkenntnissen über die planende Vorbereitung und tatsächliche Ausführung von Transformationsprozessen. Faktorkombinatives Paradigma der Betriebswirtschaftslehre maßgeblich durch die Arbeiten von GUTENBERG geprägt�(WIE der Kombination im Vordergrund)
Input/Output‑Ansatz und faktorkombinatives Paradigma widersprechen sich aber nicht, sondern ergänzen einander.
weit gefasster Produktionsbegriff von ELLINGER und HAUPT:
Produktion ist die Kombination von vorhandenen Gütern (den Produktionsfaktoren) und deren Transformation zu neuen Gütern (den Produkten). Produkte sind Güter, die Ergebnisse von Produktionsprozessen darstellen und in der Absicht erstellt wurden, zur Befriedigung eigener oder fremder Bedürfnisse beizutragen. Produktionsfaktoren sind Güter, die durch ihre technischen Eigenschaften die Abläufe oder die Ergebnisse von Produktionsprozessen der Art oder dem Umfang nach beeinflussen.
Volkswirtschaftliche Faktorsystematik Arbeit, Grund und Boden (oder Natur) (Sach‑)Kapital
wird betriebswirtschaftlichen Gestaltungsbedürfnissen nicht gerecht
betriebswirtschaftliche Faktorsystematiken fußen auf System der Produktionsfaktoren von GUTENBERG: dispositiver Faktor und Elementarfaktoren
dispositiver Faktor
umfasst alle menschlichen Arbeitsleistungen der Gestaltung von Transformationsprozessen, mit denen die Elementarfaktoren kombiniert werden
gedankliche Vorwegnahme oder Planung der Prozessausführung
Gesamtheit aller generellen Regelungen (Organisation)
Überwachung oder Kontrolle der Prozessausführung
(gegen)steuerndes Eingreifen
originärer dispositiver Faktor: nicht vollständig auf rationale Handlungsschemata zurückführbarer Teil der Gestaltung (irreduzibel irrationale Komponente betrieblichen Handelns) der Geschäfts‑ und Betriebsleitung vorbehalten („unternehmerische Intuition“)
derivative dispositive Faktoren:
alle rationalen Gestaltungshandlungen
können an andere Betriebsmitglieder delegiert werden. Planung Organisation Kontrolle Informationsmanagement (?)�(vgl. BUSSE VON COLBE/LASSMANN 1991)
Elementarfaktoren alle Produktionsfaktoren, die an der unmittelbaren Ausführung von Transformationsprozessen teilnehmen objektbezogene menschliche Arbeitsleistung: führt Handlungen an den "Objekten" der betrieblichen Leistungserstellung und ‑verwertung aus Betriebsmittel: Gesamtheit aller Einrichtungen und Anlagen, die für die Erstellung oder Verwertung betrieblicher Leistungen erforderlich sind, aber nicht selbst in jene Leistungen eingehen. (Maschinen und Gebäude, Werkzeuge, Grund und Boden) Werkstoffe: Rohstoffe sowie Halb‑ oder Fertigerzeugnisse, die als Ausgangsstoffe für die Herstellung von betrieblichen Leistungen dienen
Das Umsystem
Jeder Betrieb stellt ein offenes System dar.
Über seine Schnittstellen steht er in vielfältigen Beziehungen mit seiner wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und natürlichen Umwelt.
Beeinflussung der Aktionen des Umsystems oft nicht durch direkte Planung (z.B. Verhandlungen) möglich, sondern nur durch indirekte Reaktion.
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