Spezifika der Information und Informationsverarbeitungsprozesse

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Informationsrepräsentation

Für die Repräsentation von Informationen existiert eine Vielzahl an Modellen, wobei im Folgenden das Propositionsmodell, das sich auf den Prädikatenkalkül der Logik stützt, angeführt werden soll. Eine Proposition besteht aus Prädikat und Argumenten. Ein Prädikat stellt eine Relation zwischen Argumenten dar und wird diesen in der gängigen Notation vorangestellt.

Bsp: Die Aussage "Der Mann fährt auf dem Fahrrad" wird dargestellt als FAHREN (MANN,FAHRRAD).

Eine solche gesamte Proposition wird als Informationsinhalt bezeichnet. Im Allgemeinen stellen alle Elemente einer Information, die es erlauben, ihre semantische Bedeutung zu erfassen, deren Informationsinhalt dar. Die einzelnen Bestandteile der Proposition (hier: FAHREN, MANN, FAHRRAD) stellen Informationsobjekte dar. Der Informationsgegenstand legt schließlich fest, worüber informiert wird. Er ist also eine Menge von Informationsobjekten, über deren Relation die Information mit ihrem Informationsinhalt eine Aussage machen soll. Prädikate, die der näheren Beschreibung eines Informationsobjektes dienen, werden auch als Eigenschaftsprädikate bezeichnet. Die im Prädikat benannte Eigenschaft wird Attribut genannt, der durch die Proposition näher beschriebene Gegenstand ist das Informationsobjekt und das weitere Argument wird als Attributwert bezeichnet.

Bsp: UMSATZ (UNTERNEHMUNG, 3 MIO €). Hierbei stellt der UMSATZ das Attribut dar, die UNTERNEHMUNG das Informationsobjekt und 3 MIO € den Attributwert. Der betrachtete Informationgegenstand besteht in diesem Beispiel aus UMSATZ und UNTERNEHMUNG; zieht man den Attributwert 3 MIO € hinzu, so liegt ein Informationsinhalt vor.

Charakteristika von Informationsobjekten

Informationsobjekte sind vor allem durch folgende 4 Charakteristika gekennzeichnet:

  1. Quasi-beliebige Kopierbarkeit
  2. Verwendungsunabhängiger Verbrauch
  3. Detaillierung der Beschreibung wird zum Produkt selbst
  4. Ambiguität der Faktorrolle

Informationen stellen passive Betriebsmittel der Informationsverarbeitung (IV) dar, während Prozessoren als Träger der IV aktive Betriebsmittel sind.

Informationen werden als passive Betriebsmittel betrachtet, da sie ohne einen Prozessor aus sich heraus nicht in der Lage sind, die Realwelt zu ändern. Hieraus lässt sich ableiten, dass eine "reine Informationsproduktion" nicht möglich ist.

Sowohl Menschen als auch Computer können die Funktion eines Prozessors erfüllen, welcher den Ort der aktiven Symbolmanipulation darstellt und die IV im engeren Sinne ausführt.

Spezifika von Informationsverabeitungsprozessen

IV-Prozesse weisen gemischt limitational-substitutionale Produktionsfunktionen und eine Homogenität 1.Grades auf. Bei Outputmengen >1 dominiert jedoch die Alternativtechnologie des Kopierens. Somit liegt ein mehrstufiger Informationsproduktionsprozess vor, der sich in die Erzeugung der Originärinformation und deren Vervielfältigung durch Kopieren unterteilen lässt.

Indeterminiertheit des Outputs

Eine Besonderheit von IV-Prozessen gegenüber der Sachgüterproduktion stellt die sich logisch zwingend ergebende Indeterminiertheit des Outputs dar. Dies bedeutet, dass vor Aufnahme des Informationsproduktionsprozesses Unsicherheit über dessen Output vorliegt. Häufig ist lediglich der Informationsgegenstand bekannt, während der Informationsinhalt noch ungewiss ist. Wären alle relevanten Informationen über den geforderten Informationsoutput schon bekannt, würde sich dessen Erzeugung schließlich erübrigen. Indeterminiertheit des Outputs gilt genau genommen nur für die Produktion von Originärinformationen, während bei der Vervielfältigung von Informationen der Output vorab inhaltlich festgelegt ist.

Indeterminiertheit des Leistungserstellungsprozesses

Da sich der Output vorab nicht antizipieren lässt, ist auch der Leistungserstellungsprozess an sich indeterminiert. Um bei der Planung des Produktionsprozesses trotzdem eine zufriedenstellende Problemlösung zu erreichen, bieten sich Phasenmodelle und moderne Planungssysteme an.

Typische Prozesse der Informationsproduktion sind:

  1. die Eigenerstellung durch Inferenz, d.h. durch Schlussfolgerung aus gegebenen Input-Daten,
  2. die Beschaffung einer Kopie "vom Lager". Darunter lässt sich z.B. der Zugriff auf eine interne oder externe Datenbank oder das Befragen eines internen oder externen Experten verstehen.

Unter einem Produktionsverfahren ist laut Riebel: ,,...die Art und Weise oder die Technik des Vorgehens zu verstehen, in der eine Erzeugungsaufgabe planvoll und in sich gleichbleibend und wiederholbar durchgeführt wird“.

Damit eine Informationserzeugungsaufgabe also "wiederholbar" durchgeführt werden kann, bedarf es verschiedener Prozessinstanzen, die für eine konkrete raumzeitliche Ausführung einer Sequenz von Aktionsvorschriften zuständig sind und alle zum selben Verfahren zählen.

Um ein "in sich gleichbleibendes" Produktionsverfahren auch für die Informationsproduktion zu gewährleisten, wären fest vorgegebene, vorab bekannte Einzelschritte nötig, die z.B. durch einen Algorithmus oder Produktions-/Projektplan beschrieben werden müssten. Es sind also von raumzeitlichen Umständen und Zwischenergebnissen abhängige bedingte Verzweigungsvorschriften notwendig, die durch Iterationen oder Rekursionen realisiert werden können. Um dies umsetzen und Effizienzaussagen treffen zu können, ist eine formale Spezifikation der Äquivalenzrelation von Prozessen unumgänglich.

Knappheit physischer Träger

Determinierte wie indeterminierte IV-Prozesse involvieren immer realweltliche Transformations-Prozesse physicher Träger. In vielen Fällen scheint die Bedeutung der materiellen Komponente einer Information (d.h. des physischen Informationsträgers) gegenüber der Bedeutung des immateriellen Informationsinhaltes in den Hintergrund zu treten. Trotzdem ist zu beachten, dass diese Informationsträger einer Knappheit unterliegen und zudem eine temporale Konkurrenz um deren Nutzung besteht, so dass eine vollständige Abstraktion von selbigen ökonomisch fatal wäre.